54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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Ausgabe Nr. 11 Monat Dezember 2004
Notstand: einbetoniert ... oder doch: Extra Ecclesiam salus est?


Ausgabe Nr. 3 Monat April 2005
Schauplatz Koeln - der Fall Abbe Reiling


Ausgabe Nr. 8 Monat Oktober 2004
Open Letter to most Reverend Bishop M. Pivarunas


Ausgabe Nr. 1 Monat Februar 2003
Offener Brief an H.H. Prof. Dr. August Groß


Ausgabe Nr. 3 Monat Juni 1971
Zur Frage der Gültigkeit der heiligen Messe


Ausgabe Nr. 2 Monat Mars 2002
In Search of lost unity (engl/spa)


Ausgabe Nr. 2 Monat Mars 2002
ES MONSEÑOR LEFEBVRE UN OBISPO ORDENADO VALIDAMENTE


Ausgabe Nr. 8 Monat December 2002
Is Mgr. Lefebvre a validly consecrated bishop?


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 2001
Auf der Suche nach der verlorenen Einheit


Ausgabe Nr. 2 Monat Juni 2001
Offener Brief an H.H. P. Perez


Ausgabe Nr. 4 Monat September 2001
Anmerkungen zum Briefwechsel mit H.H. Pater Perez


Ausgabe Nr. 4 Monat Nov.-Doppel-Nr.4/5 2000
Econe ante portas - notwendige Klarstellungen


Ausgabe Nr. 4 Monat Nov.-Doppel-Nr.4/5 2000
WAR MGR. LEFEBVRE EIN GÜLTIG GEWEIHTER BISCHOF?


Ausgabe Nr. 7 Monat März 2001
Korrektur zu: Zum Problem einer möglichen Papstwahl


Ausgabe Nr. 1 Monat April 1999
Leserbrief Zum Problem, ob eine Bischofsweihe per saltum erfolgen darf


Ausgabe Nr. 4 Monat Oktober 1998
Zum Problem der Clerici vagantes u. der Theologenausbildung


Ausgabe Nr. 1 Monat April 1993
ZUM PROBLEM DER INTENTIONALITÄT BEI DER SPENDUNG DER SAKRAMENTE


Ausgabe Nr. 3 Monat September 1993
Der theologische Standpunkt der CMRI


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 1993
WARNUNG VOR EINEM ANGEBLICHEN BISCHOF


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 1993
WARNUNG


Ausgabe Nr. 5 Monat Februar 1994
Offener Brief an Herrn Jean-Gerard Roux


Ausgabe Nr. 5 Monat Februar 1994
BISCHOFSWEIHE IN ANFÜHRUNGSZEICHEN


Ausgabe Nr. 4 Monat November 1996
Sukzessionsliste von Bischof Georg Schmitz / Villingen


Ausgabe Nr. 4 Monat November 1996
Sukzessionsliste von Bischof Werner Schneider / Köln


Ausgabe Nr. 4 Monat November 1996
CLOQUELL ZUM BISCHOF KONSEKRIERT ?


Ausgabe Nr. 5 Monat März, Doppelnr. 5-6 1996
HINWEIS


Ausgabe Nr. 1 Monat Mai 1994
WARNING REGARDING A SUPPOSED BISHOP


Ausgabe Nr. 2 Monat Juli 1994
MGR. DOLAN IM GESPRÄCH MIT REV. FR. PUSKORIUS


Ausgabe Nr. 2 Monat Juli 1994
IST MGR. LEFEBVRE EIN GÜLTIG GEWEIHTER BISCHOF?


Ausgabe Nr. 3 Monat September 1994
HABEMUS PAPAM?


Ausgabe Nr. 3 Monat September 1994
Was will und beabsichtigt Bischof Oliver Oravec?


Ausgabe Nr. 1 Monat April 1992
MITTEILUNGEN DER REDAKTION


Ausgabe Nr. 3 Monat August 1992
ZUM TODE VON MGR. GEORGE MUSEY


Ausgabe Nr. 5 Monat Dezember 1992
DAS ANGLIKANISCHE DRAMA ODER: ANMERKUNGEN ZU DEN NEUEN WEIHERITEN


Ausgabe Nr. 6 Monat Februar-März 1993
Erklärung zu den von Mgr. Lefebvre gespendeten Weihen


Ausgabe Nr. 1 Monat Mai 1991
ZUM TODE VON MGR. LEFEBVRE


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 1991
IN ERINNERUNG AN BISCHOF MOISÉS CARMONA RIVERA


Ausgabe Nr. 4 Monat Oktober 1988
ZUR PERSON VON MGR. MARCEL LEFEBVRE


Ausgabe Nr. 4 Monat Oktober 1988
OFFENER BRIEF AN MGR. MUSEY BETREFFEND DIE KONSEKRATION VON MGR. MAIN


Ausgabe Nr. 3 Monat August 1984
ZUR BISCHOFSWEIHE VON MGR. GÜNTHER STORCK


Ausgabe Nr. 6 Monat Februar 1984
BERICHT AUS BRÜSSEL


Ausgabe Nr. 6 Monat Februar 1984
IST MGR. LEFEBVRE EIN GÜLTIG GEWEIHTER BISCHOF?


Ausgabe Nr. 4 Monat Oktober 1981
MITTEILUNGEN DER REDAKTION


Ausgabe Nr. 7 Monat April 1978
DAS SAKRAMENT DER AUFNAHME IN DIE PFARRKARTEI


Ausgabe Nr. 11 Monat Februar 2007
Y seréis como Dios (Gn. 3, 5)


Ausgabe Nr. 11 Monat Februar 2007
And thou wilt be like God (Gen. 3,5)


Ausgabe Nr. 2 Monat April 2007
Mitteilungen der Reaktion


Ausgabe Nr. 9 Monat Dezember 1972
Sorge um die eucharistischen Gestalten


Ausgabe Nr. 11 Monat Mai 1984
Is Mgr. Lefebvre a validly consecrated bishop?


Ausgabe Nr. 13 Monat Oktobre 1984
QUE PENSER DE LA MISE AU POINT DE M. ALPHONSE EISELE?


Ausgabe Nr. 14 Monat Mai 2008
EL PROBLEMA DE LA RESTITUCION DE LA JERARQUIA CAT. 1.Cont


Ausgabe Nr. 2 Monat Mai 2010
Verhandlungen mit Rom (Fortsetzung 2)


Ausgabe Nr. 13 Monat June 2011
E sarete come Dio (Gn. 3, 5)


Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 2012
Hart, aber fair - ein Briefwechsel zur aktuellen kirchlichen Situation


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Mitteilungen der Redaktion, Hinweise


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Tuet dies zu meinem Gedächtnis (Lk. 22,19)


Ausgabe Nr. 2 Monat April 2023
Clerici vagantes oder Priester der kath. Kirche – ein perpetum mobile ? der Fall Ramolla -


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2023
Über die Ewigkeit


Ausgabe Nr. 3 Monat Mai 2023
Nachlese zum Beitrag


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Mitteilungen der Redaktion


Ausgabe Nr. 2 Monat März 2024
Mitteilungen der Redaktion


Ausgabe Nr. 3 Monat März 2024
Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc


Ausgabe Nr. 3 Monat März 2024
My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc


Ausgabe Nr. 3 Monat März 2024
Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc


Ausgabe Nr. 3 Monat März 2024
Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc


Ausgabe Nr. 3 Monat März 2024
Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc


ZUR PERSON VON MGR. MARCEL LEFEBVRE
 
ZUR PERSON VON MGR. MARCEL LEFEBVRE


von
S.E. Bischof Louis Vezelis OFM
übersetzt von Eugen Golla


"Verkünde das Wort, sei zur Stelle, ob gelegen, ob ungelegen, widerlege, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern sich nach eigenen Gelüsten Lehrer zusammensuchen, weil sie nach Ohrenkitzel verlangen. Von der Wahrheit werden sie das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden." (2 Tim. 4,2-4)

Gibt es ein besseres Mittel zur Charakterisierung der religiösen Szenerie unserer Tage, als nun mit Aufmerksamkeit diese Worte des hl. Paulus anzuwenden? Und gibt es einen besseren Weg für den Beginn eines Kommentars über die kürzlich stattgefundenen zweifelhaften Konsekrationen, die Mgr. Marcel Lefebvre gespendet hat?

Die Aufmerksamkeit des geschätzten Lesers sei auf die Worte des hl. Paulus gerichtet, mit denen er sich auf "die gesunde Lehre" bezieht, die nicht mehr ertragen wird. Wer ist nicht dazu imstande "die gesunde Lehre" zu ertragen als jene, welche sich als Mittelpunkt und Maß aller Wahrheit ausgeben? Sie schließen das Innere ihres Ohres ab, damit es nicht die Wahrheit zu hören vermag, die verurteilt und rügt. Was nicht paßt, ist 'illegal', oder wird passend zu 'Zweifeln' heruntergespielt. Auf diese Weise sind nur solche Lehrer gesucht, welche nicht Lehre und Wahrheit weitergeben wollen, sondern beteuern und bekräftigen wollen, was schon entschieden ist.

Mgr. Lefebvre weihte vier Bischöfe. Weihte er sie wirklich? Muß nicht die "gesunde Lehre" in einer solchen Angelegenheit befragt werden oder ist die Gültigkeit der Sakramente automatisch gegeben, weil hier eine äußerliche Zeremonie stattfand? Denn man vergesse nicht so schnell und leichtfertig, daß bezüglich der Gültigkeit von Mgr. Lefebvres eigener (Priester- und) Bischofsweihe noch Unklarheit herrscht. Trotz der oft wohl von gutmeinenden und mitfühlenden Unterstützern erfolgten Verteidigung ist die Frage von Mgr. Lefebvres gültiger Bischofskonsekration noch nicht angemessen beantwortet worden. (Anm.d.Red.: Nach dem Bekanntwerden der Tatsache, daß Mgr. Lefebvre von dem Freimaurer und Satanisten Lienart zum Priester und Bischof geweiht bzw. 'geweiht' worden war, haben dazu u.a. Frau Gloria Riestra De Wolff / Mexiko, Herr Dr. Hugo Maria Kellner (+) / U.S.A., die EINSICHT und H.H. P. Groß Stellung bezogen; mit Mgr. Carmona / Mexiko und Mgr. Vezelis teilen wir die Auffassung, daß auf Grund der objektiven Zweifel bereits an der Gültigkeit der Weihen Lienarts dieser auch keine Weihegewalt zweifelsfrei an Lefebvre hat weitergeben können, weswegen alle Weihen sub conditione nachgeholt werden müssen. Dies verlangt die Kirche, wonach die Sakramentenspendung sicher sein muß: "tutior".)

Aus dieser ersten Frage resultiert die weitere, ob z.B. all die jungen Männer gültig geweiht sind, welche von Mgr. Lefebvre geweiht wurden, auch jene vier, welche er nun zu Bischöfen konsekrierte. Daher lautet die erste Frage, welche gestellt werden muß - und welche beinahe keiner der Lefebvre-Anhänger auch nur erwähnen will - : Ist Marcel Lefebvre selbst gültig geweihter und wirklicher Bischof?

Wir sind nur allzu vertraut mit der Tatsache, daß er fähig ist, mit größter Gelassenheit Wojtyla mit "Heiligster Vater" anzureden und dann denselben Mann als "Anti-Christ" zu bezeichnen. Sicherlich kann ein "Heiligster Vater" doch nicht zugleich auch der "Anti-Christ" sein. Wann wurde aus dem "Heiligsten Vater" plötzlich der "Anti-Christ"? War es damals, als der "Heiligste Vater" Lefebvre nicht das Unmögliche gewähren wollte, nämlich eine absolute Autonomie, die keine vernünftige und verantwortliche Autorität auf ein solches Ansuchen hin hätte gewähren können? Was forderte Marcel Lefebvre in der Tat (formal betrachtet; Ann.d.Red.)?

Er forderte, daß man ihn wie einen zweiten Papst respektieren sollte - im Rang vielleicht noch ein wenig höher als der, welchen er den "Heiligsten Vater" nannte. Tatsächlich würde sein Antrag auf Unabhängigkeit von den Ortsbischöfen bedeuten, daß er freie Hand hätte, im Namen der 'Tradition' in jeder Diözese willkürlich zu schalten und zu walten. Tradition muß hier auf eine bestimmte und spezifische Art verstanden werden: für Marcel Lefebvre und seine Anhänger heißt Tradition die Gleichsetzung und Identifizierung seiner illegal gegründeten Bruderschaft und deren Aktivitäten. Denn obwohl er rhetorisch sehr effektiv immer das Gegenteil behauptet, sprechen die Fakten für sich: Die einzige 'Tradition1, welche die Lefebvristen zulassen, ist die, welche sie selbst definieren. Jeder andere ist entweder ein Modernist oder ein Schismatiker. Und dies ist eine lapidare Tatsache. Wären Mgr. Lefebvre sowie seine Anhänger wahre katholische Christen, wie sie es lauthals verkünden, befänden sie sich in der Einheit mit den anderen Christen, die sich von einer Hierarchie getrennt haben, die als häretisch anzusehen ist. M. Lefebvre's Anhänger setzen sich nicht für die Tradition der römr kath. Kirche ein, sondern sie zertrampeln die Tradition der Kirche, welche nicht ihren Zwecken dient, wobei sie gleichzeitig - anmaßend wie sie nun einmal sind -, die Taktik der Modernisten anwenden.

Man muß nur einige Briefe fanatischer Anhänger dieser Sekte lesen, um zu sehen, daß sie ohne jedes intelligente Verständnis hinsichtlich dessen sind, was sie durch ihren Zeitaufwand und ihr Geld unterstützen. Den Brief müßte ich erst zu Gesicht bekommen, der nicht vollv.blindem, schmähendem Fanatismus wäre, unfähig klare und vernünftige Gedanken zu präsentieren. Diese Brief offenbaren normalerweise eine Geisteshaltung, die sicherlich nicht von guten Geistern inspiriert ist. "Pares cum paribus collocabunter" lautet ein lateinisches Sprichwort, das übersetzt heißt: "Gleich und gleich gesellt sich gern"... und dies spricht nicht allzu schmeichelhaft für Mgr. Lefebvres Gesellschaft.

Was sollen wir nun von den angeblichen Bischöfen halten, die ihre Weihe Mgr. Lefebvre verdanken? Wir wissen, was sein fanatisches Gefolge denkt. Wir nehmen aber dies mit Vorsicht zur Kenntnis. Wir blicken auf die objektive theologische Realität, mit der wir konfrontiert werden. Wir ziehen alles in Betracht, was die röm.-kath. Kirche hinsichtlich der Gültigkeit der Sakramente im allgemeinen und im besonderen lehrt. Wir wägen die Meinungen bekannter Theologen ab; wir ziehen Schlüsse mit logischer Präzision, so daß wir zu einem objektiven, ehrenvollen und neutralen Urteil gelangen.

Zunächst einmal darf die Stellungnahme Mgr. Lefebvres und seiner Anhänger aller Schattierungen gegenüber den von S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngo-dinh-Thuc direkt oder indirekt, d.h. in seiner Nachfolge stehenden, geweihten Bischöfe nicht vergessen werden, denn diese Mentalität setzt sich noch immer fort. (Anm.d.Red.: Nachdem durch den schändlichen Verrat von P. Barbara die von S.E. Erzbischof Ngo-dinh-Thuc gespendeten geheimen Bischofsweihen publik geworden waren, hatte Lefebvre nichts eiligeres zu tun als Monseigneur zu beschimpfen. Wörtlich sagte er: "Er (Thuc) hat anscheinend allen Verstand verloren." Vgl. EINSICHT Mai 1983, S.43.) Allein dieser Umstand ist, für sich betrachtet, ein ungeheurer Skandal für die übrigen Katholiken. Sie überwiegt die Anklage, schismatisch gehandelt zu haben - wie sie gelegentlich vorgetragen wurde -, bei weitem. Zudem kommt dieser Anwurf von Marcel Lefebvre, dessen Priester- und Bischofsweihe weiter problematisch sind. Indem er nämlich sowohl die Priester- und Bischofsweihe vom Freimaurer Lienart erhalten hatte, (der zum Zeitpunkt seiner eigenen Ordination schon Hochgradfreimaurer war), dürfte Lefebvres eigene Ordination und Konsekration ungültig sein.

Seine Anhänger und diejenigen, die ihn finanziell unterstützen, finden diese Situation sicherlich unerträglich. Es ist daher zu erwarten, daß sie alles, was in ihren Kräften steht, tun werden, um bei den Leuten diese Fragen abzuwürgen. Andere seiner Anhänger, die in seine Angelegenheiten mit verwickelt wurden und die ihren schweren Irrtum oder die Täuschung nicht zugeben wollen, mühen sich verbissen ab, dürftige Verteidigungen vorzulegen, die keiner kritischen Prüfung standzuhalten vermögen. Mgr. Lefebvre konnte nicht gültig zum Bischof konsekriert werden, wenn er nicht gültig zum Priester geweiht gewesen war. Ein Satanist - der nicht mit Christus, sondern mit Satan verbunden ist - ist nicht im Besitz, auch nicht der geringsten notwendigen Intention, das zu tun, was die Kirche tut. Warum? Weil der luziferisch inspirierte Freimaurer das tun will, was sein Meister Luzifer tun will. Luzifer will die Durchführung des Heilsauftrages Christi durch und in Seinem Mystischen Leibe vereiteln.

Luzifer will Christus entthronen und zum König der gesamten Schöpfung proklamiert werden - er will "wie Gott sein"!

Die Frage, ob Marcel Lefebvre vorsätzlich an diesem satanischen Wagnis mitwirkte oder nicht, ist bedeutungslos, wenn es sich um die Gültigkeit seiner Priesterweihe handelt. Man hat jedoch ein gewisses Recht, wenn man den Verdacht hegt, daß die langjährige Verbindung zwischen Liénart und Lefebvre nicht zufällig ist. Denn es ist unmöglich, daß während einer so langen Zeit Lefebvre vollständig unwissend blieb bezüglich der (freimaurerischen Verbindungen) Liénarts. Ein Fuchs kann nicht für lange Zeit seine Anwesenheit im Hühnerstall geheimhalten.

Ungültig zum Priester geweiht, erfüllte Lefebvre nicht die Voraussetzung, die ein Kandidat für das Bischofsamt mitbringen muß. Denn jeder, der konsekriert werden soll, muß gültig zum Priester geweiht worden sein. Dies ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Bischofskonsekration.

Wie ist nun die Situation der Lefebvre-Priester? Ganz einfach ausgedrückt: Ihr Tragen des Priesterrocks macht aus ihnen noch keine Priester. Es bewirkt nur, daß sie wie Priester aussehen. Aber das ist auch schon alles. Zweifelsohne, eine solche Schlußfolgerung klingt sehr umstürzlerisch! Sie darf auch nicht leichthin aufgenommen werden oder als Bosheit interpretiert werden.

Jeder von Marcel Lefebvre 'Geweihte' hat über seinem "Haupt eine Wolke" hängen. Das heißt, er hat keinen klaren Ordinationstitel. Noch einmal: niemand will hier den guten Willen dieser Kandidaten leugnen. Die Praxis der Kirche ist unter solchen Umständen, daß die Kandidaten bedingungsweise noch einmal ordiniert werden (sub conditione). So wie einige junge 'Priester', die nach dem neuen verfälschten Ritus 'geweiht' wurden, dann aber aus emotionalen Gründen zu Lefebvre gingen und vom ihm als Priester eingesetzt wurden - ohne bedingungsweise Weihe (!) -, so zeigt sich auch hier, daß Lefebvre auch kein Interesse zeigt (wenn er es überhaupt hat!) bezüglich der Gewißheit seiner eigenen Priesterweihe und Konsekration... und der seiner Nachfolger im Priestertum.

Wenn indessen dieser angebliche Verteidiger der wahren Kirche und des wahren Glaubens die Apostolische Konstitution Pius XII. kennen würde, die autoritativ die grundlegenden Worte der Form für die gültige Ordination und der bischöflichen Konsekration bestimmte, wie konnte er dann den nach dem neuen Ritus (seit 1968) Geweihten erlauben, als Priester tätig zu werden? Seine so große Sorge für das Heil der Seelen und die "Messe für immer" dürften ihm nicht erlauben, die Seelen und die wahre Messe hoffnungsloser Irregularität auszusetzen. Wir sind indessen infolge seiner Handlungsweise gezwungen zu folgern, daß er gerade das getan hat.

Als Erzbischof Ngo-dinh-Thuc von Lefebvres Situation erfuhr, sandte er ihm in französischer Sprache einen Brief mit dem Anerbieten, Lefebvres skandalträchtige Angelegenheit in Ordnung zu bringen, indem er ihm anbot, ihn zu ordinieren und konsekrieren oder vorschlug, daß dies irgendjemand tun sollte. Und dies zum Vorteil von Lefebvre und seiner Kandidaten. (Vgl. den vorher abgedruckten Brief im Faksimile und in deutscher Übersetzung von Herrn Golia.) Erzbischof Ngo-dinh-Thuc erhielt keine Antwort auf seinen Brief aus dem Jahre 1983.

Die Kopie dieses Briefes befand sich die ganze Zeit über in meinem Besitz, weil ich des Erzbischofes Sekretär und Vertrauter war. Unter den gegebenen Umständen halte ich es für angemessen, der Öffentlichkeit das Urteil von Erzbischof Ngodinh-Thuc über Marcel Lefebvres Weihestatus zur Kenntnis zu bringen.

Worin bestand nun die Rolle von Bischof Castro de Mayer bei den Geschehnissen in Econe (am 3o.6.88)? Es ist interessant, daß kein Bild von einer Teilnahme von Bischof Castro de Mayer an der eigentlichen Konsekration existiert. Weder das Fernsehen noch die Zeitungen zeigten ihn in der Rolle des Ko-Konsekrators. Dies ist so offenkundig, daß, als der Pressesprecher des 'Vatikans', Joaquín Navarro-Valls über die Rolle, welche Mgr. Castro de Mayer spielte, befragt wurde, zur Antwort gab, er kenne die Funktion des Bischofs nicht. Falls er Ko-Konsekrator war, wäre er auch auf Grund des kirchlichen neuen Gesetzes, welches er als auch Lefebvre als legitim anerkennen, 'exkommuniziert'. Überzeugt, dem Willen Gottes zu folgen, besorgte Marcel Lefebvre der Welt vier junge Männer, um die Sorge vieler zu vergrößern und die allgemeine Verwirrung noch zu vergrößern. Ich kann daher dieser Angelegenheit nicht zustimmen, daß der Himmel spricht oder handelt mit gespaltener Zunge oder Fingern.

Es ist auch kein Geheimnis mehr, daß M. Lefebvre bereits im August 1987 den vier Kandidaten schrieb, der Stuhl Petri sei vom Anti-Christen besetzt. Indessen verhandelte er noch lange danach, nämlich am 2. Juni 1988, just mit jenem Manne, den er bereits einen "Antichristen" genannt hatte. Überdies schloß er seinen Brief an diesen "Antichristen" mit der Versicherung der einem Sohne gemäßen Gefühle! Die genauen Worte am Schluß dieses Briefes an den "Heiligsten Vater" lauten: "Geruhen Sie, Heiligster Vater, den Ausdruck meiner sehr ehrfurchtsvollen und einem Sohne gemäß ergebenen Gefühle in Jesus und Maria entgegenzunehmen. Mgr. Marcel Lefebvre."

Am 29. August 1987 hatte derselbe Marcel Lefebvre geschrieben: "Meine lieben Freunde, da der Stuhl Petri und die amtlichen Stellen in Rom von antichristlichen Kräften besetzt sind, schreitet die Zerstörung der Herrschaft Unseres Herrn sogar innerhalb Seines mystischen Leibes auf Erden rasch voran". (...) Doch dann gab der "General superior1 ein vom 21. Juni datiertes Rundschreiben an die Anhänger heraus, in welchem er Lefebvres Entscheidung zu konsekrieren mit den Worten ankündigte: "Nicht in einem Geiste der Revolte gegen den Papst, noch weniger, um eine Parallel-Hierarchie aufzurichten, oder sich von Rom abzuspalten". Es mangelt dieser schmidbergerischen Darstellung erheblich an Vernünftigkeit. Einerseits versichert er seinen Anhängern, daß sie sich in Wirklichkeit nicht von Rom trennen noch daß sie gegen den Papst revoltieren. Man beachte: fanatisch beharren sie darauf, nicht wider den Papst zu revoltieren! Das bedeutet, daß sie offensichtlich Johannes Paul II. als legitimen Papst anerkennen. Seltsam!, daß sie dies zwar im Februar, im März, April, Mai und Juni 1988 tun, aber nicht eben im August 1987! Damals sahen sie in ihm nicht nur einen Okkupanten, sondern sogar den Anti-Christen!

Als sie wiederum vor der drohenden Exkommunikation gewarnt wurden, schüttelten sie dies einfach ab mit der Bemerkung, die 'Exkommunikation' besitze keine Bedeutung für sie. Scheinbar decken fromme Dummheiten eine große Anzahl 'Exkommunikationen' zu...

Mit diesen Hinweisen will ich nichts anderes zeigen als den absoluten Widerspruch zwischen den Taten und den Worten Marcel Lefebvres und sie der gleichen Art von Widerspruch entgegenstellen, wie er gerade von den Personen, welche er "Antichristen" nennt, praktiziert wird.

Es muß hier noch einmal hervorgehoben werden, daß Erzbischof Ngodinh-Thuc sehr genau, sehr schlicht und einfach und geradeheraus war. Mit wenigen lapidaren Worten rechtfertigte er seine großen Taten. Niemand in einer ähnlichen Situation verkennt die innewohnenden Risiken. Er nahm sie auf sich, schlicht, ohne "Paukenschlag" oder "orchestrierte" Presseverlautbarungen.

Wir sind Zeuge davon, daß sich Lefebvre jeweils auf einen direkten Auftrag Gottes beruft, wie es sämtliche Schismatiker und Häretiker tun! Er beruft sich auf Gott als Grund für die Errichtung der Bruderschaft: "Gott errichtete die Priesterbruderschaft Pius X. zwecks dauernder Erhaltung Seines glorreichen Sühnopfers für die Kirche. Er selbst erwählte treue Priester, die in den göttlichen Mysterien erfahren und von ihnen überzeugt waren. Gott verlieh mir die Gnade diese Leviten auszubilden, ihnen die Gnade des Priestertums zu übertragen..."

Der aufmerksame und geschätzte Leser soll erkennen, daß Marcel Lefebvre nunmehr seine Exklusivität und elitäre Haltung vorführt. Erhob Gott sonst niemanden? Offensichtlich ist in Lefebvres Konzept der Göttlichkeit und der göttlichen Vorsehung kein Platz für Erzbischöfe wie Mgr. Ngo-dinh-Thuc? Man stelle den häßlichen, so gar nicht für Lefebvre schmeichelhaften Kontrast fest: Er ist Gottes Werkzeug - das einzige (!) Werkzeug wohlverstanden (gemäß deren endloser Propaganda)! Aber wegen eben der Bischofskonsekrationen ist nach Lefebvres Einschätzung Mgr. Ngo-ding-Thuc ein Irrsinniger! Lefebvres "Irrsinn" ist göttlichen, Mgr. Ngo's "Irrsinn" ist dämonischen Ursprungs!

Wiederum: Gott verlieh nach Lefebvres eigener Einschätzung ihm die "Gnade, diese Leviten vorzubereiten". Es war aber Mgr. Guérard des Lauriers OP, der der einzige Professor während der ersten sechs Jahre in Econe war! Man möchte glauben, daß sich ein gewisses Wohlwollen auch auf den kürzlich verstorbenen Dominikanertheologen, der sich unter den von Mgr. Ngo-dinh-Thuc konsekrierten Bischöfen befand, erstrecken würde...

Beim Lesen dieser Verhaltensweisen, wie sie sich in den Worten und Taten Lefebvres zeigen, beginnt man sich an Pearl Harbour zu erinnern. Die Japaner "verhandelten" mit Präsident Roosevelt, während sie zu gleicher Zeit den bereits vorher getroffenen Entschluß, die Kriegsschiffe zu besteigen, in die Tat umsetzten. Japanische Flugzeuge stiegen von den Flugzeugträgern auf und beeilten sich, den Flottenstützpunkt Pearl Harbour zu bombadieren. Man muß die Anhänger Lefebvres ernsthaft fragen: "Wenn Sie ehrlich an Gott und Seine Kirche glauben, können Sie ehrlich glauben, Gott könne auf der Seite des Verrates stehen?" Die zivilisierte Welt nannte Japans Vorgehen einen Akt der Niedertracht. Verdient ein solcher Verrat eine andere Bezeichnung, weil er angeblich im Namen der Religion begangen wird?

(aus THE SERAPH vom Juni 1988)

 
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